Manche Gesprächspartner sehen in einem Interview einen Wettkampf. Das Interview geht über die volle Distanz. Es muss zumindest nach Punkten gewonnen werden. Besser noch natürlich durch K.O. Tatsächlich aber geht in der Regel der auf die Bretter, der auf diese Art und Weise gewinnen will.
Aggressivität teilt sich mit. Schon die Stimmlage macht klar, dass da einer keine Meinung außer der eigenen gelten lassen will. Nur er weiß Bescheid. Nur er hat Recht. Der Rest der Welt muss das gefälligst einsehen. Und der blöde Journalist natürlich auch.
Mal ehrlich: Finden Sie solche Typen als Zuhörer sympathisch? Oder geht Ihnen diese Rechthaberei auch auf die Nerven? Ja, Argumente sind wichtig. Und sicher, wahrscheinlich haben Sie sogar die besseren Argumente. Aber auch die müssen Sie vernünftig vortragen.
In einem Interview gibt es immer zwei Ebenen: Die der Fakten und die der Emotionen. Sie müssen auf beiden Ebenen überzeugen. Die besseren Argumente allein reichen nicht aus. Weil das aber viele Gesprächspartner nicht einsehen wollen, streben sie immer noch gerne den K.O.-Sieg an und wundern sich, wenn sie trotz überzeugender Inhalte am Ende den Kürzeren ziehen.